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23 juillet 2011

Samstag Morgen

Zentraler Ort

 

Der Esstisch als Drehscheibe des familiären Geschehens, des Auf- und Abgehens, in verschiedene Richtungen, des Ausweichens von Fersenrutschschlurf auf Hosenbeinen den energisch entgegenkommenden Klappersohlen einerseits in weichem Plastik und andererseits in nachdrücklich anfersendem  Kork. Dann Sitzen im Bühnenzentrum, am Esstisch, vor Honig und Marmelade und Kipferl und Kuchen und dampfendem Kaffee. Die Zeitungen aufgeschlagen, das Kleinformat von hinten angeblättert, dann der ernsthaftere Versuch Großformat, Honig und den Morgen gleichzeitig zu bändigen

 

Dramatis Personea

 

Das Ich

Das Ich steht mit ausladender, vornübergebeugter Rückenpartie über dem Abwaschbecken in der angrenzenden Küche und schrubbt - monoton, geduldig, hin un her, her und hin - die Kruste von der Tortenform. Das ist die Arbeit des Ichs, das "Finish", denn Anderes kann es nicht, will es nicht können, braucht es nicht zu können. So einfach ist das.

Das Ich ist das Ich, weil in ihm nur Ich ist. Das Wir mit dem wohl miteingedachten Ihr, dem Sie, dem Zaungast et alii nur aus Ichperspektive und auktorial. Das Ich icht nicht still und leise, sondern aus dem Vollen seines Ichs. Entweder es icht, oder es nicht. Dann schrubbt es nur unter Seufzern. Wenn nicht ichen, dann lieber gar nicht. Dem Ich gehört der nachdrücklich anfersende  Korkschritt.

 

Das Ihr

Das Ihr schurrlt im gesamten Raum herum, macht dies, tut das, denkt an alle, vor allem an jene, die mit Honig und Großformat oder der Tortenform genug zu tun hätten. Das Ihr versteckt so sein Ich. Sein Ich ist hinter dem Ihr zurückgestellt, was aber auch alle wissen, denn manchmal bricht das Ich aus, zeigt die lange Nase, spielt Streiche, erzählt Geschichten, stellt aber auch Beine und härtere Fallen. Das Ihr ist insofern praktisch veranlagt, da es immer gut ist. Das Ihr suhlt sich in der selbstgewählten Opferrolle gegenüber dem Ich und den noch Nachfolgenden , gleichzeitig ein sich weise glaubendes Opfer, da die Rolle wohl selbst gewählt, aber nicht selbst so definiert wird. Der Ihr gehört der weich anfersende Plastikschritt.

 

Das Sie

Fersenrutschschlurf auf Hosenbeinen 1. Das Sie musste hinter einer ausgehängten Türe die Nacht verbringen. Dementsprechend gestalteten sich die Morgenstunden, im Dämmerschlaf begleitet von den gangauf-gangab, mit Besen gewappnet, Staubweben jagenden Plastikschuhen des Ihrs und der, je näher die Anfersung, desto voller die raumeinnehmende Stimme des Ichs, unabhängig von Uhrzeit und Schlafphasen anderer. Aus dem Dämmerschlaf erwacht, rettet sich das Sie ins Bühnenzentrum, an den Tisch, ans Kipferl, den Honig, die Zeitung. Das Sie macht auf Gähnkulisse. Das Sie am kleinbürgerlichen Morgentisch: jederzeit kann ein Tropfen Honig zu viel sein und die Stimmung kippen, aus morgendlich schläfriger Dämmerung wird explosive Apokalypse. Das Ihr und das Ich arbeiten beide daran. Das Ihr stellt Fragen, will wissen, das Ich im Ihr rüttelt an den Stäben und will erzählen. Das Ich will auch Dinge wissen, und nicht nur das, sondern bekräftigt, sichert zu, bietet an, kurz: icht sich auf. Explosion. Auseinandergestobe. Das Sie rettet sich zurück hinter den Halbschutz der ausgehängten Türe.

 

Der Zaungast

Fersenrutschschlurf auf Hosenbeinen 2, aber hinfällig, da schon im Sitzen. Der Zaungast sitzt schon des Längeren im Bühnenzentrum, denn die Stimme des Ichs ist schon vor langem in seinen Schlummerschlaf gedrungen und hat diesem ein Ende geetzt. Nun jongliert er zwischen Hochformat, Honig und Horchverweigerung. Der Zaungast ist drinnen und draußen. Der Zaungast ist präsent trotz der normalerweisigen Distanz, und nun nun ist er da, aber zumindest momentan da dort, auf der anderen Seite des Zaunes. Abgegrenzt, und doch mitten drin. Die Abkapslung ist eine innere Emigration. Springt das Sie auf die Barrikaden der Worte, verzieht sich der Zaungast ein paar Meter weiter hinter den Zaun zurück. Und trotz des Zauns ist der Zaungast näher als das Sie. Der Zaun ist nämlich einer ohne Stacheldraht, ein offener Zaun, einer, durch den sich der Zaungast und das Ich und Ihr Körner durchreichen . Auch wenn die Körner oft schal schmecken.

 

Schön ist das also am Samstag Morgen zu Hause beim Ich und Ihr, mit dem Sie und dem Zaungast. Eine Idylle, wo das Bächlein rauscht, die Flöte spielt und die Vöglein zwitschern..

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